Wissenschaftlicher Anspruch gepaart mit handwerklichem Können

Die Stölben GmbH aus Zell geht in der ganzen Welt den Dingen auf den Grund

 

ZELL. Den Dingen auf den Grund geht die Firma Stölben GmbH in Zell-Barl, und zwar mit bohrender Gründlichkeit. Genauer: Seit über 15 Jahren beschäftigt sich das Unter-nehmen mit der Erforschung des Erduntergrundes und aller darin befindlichen Stoffe. Weltweit sind Fachwissen und Technologie des Unternehmens gefragt, zum Beispiel beim Bau der U-Bahn in Amsterdam, bei vielen Hochhausbauten in Frankfurt, beim Bau der Formel 1 Rennstrecke in Shanghai, aber auch bei Bohrungen zur Klimafor-schung in der Vulkaneifel und in Griechenland.

 

Was befindet sich unter unseren Füßen, wie sieht die uralte Mutter Erde im Innern aus, und hält ihr Untergrund die modernen, in die Natur eingreifenden Maßnahmen überhaupt aus? Auf diese und viele andere Fragen wollte der aus Zell stammende Ferdinand Stölben eine Ant-wort, und schrieb sich nach dem Abitur zum Studium der Geologie an der Universität Frei-burg im Breisgau ein. Als Diplom-Geologe bildete er sich fort in Spanien sowie in den USA und sammelte Berufserfahrungen bei einer Bohrgesellschaft und einer Goldmine.

 

Viel Gold hätte er gebraucht, als er sich 1989 mit einer eigenen Bohrfirma in Reil selbststän-dig machte, denn: „Ich brauchte von Anfang an mindestens zwei Mitarbeiter für die Bohrun-gen vor Ort.“ Daher ist der 49-Jährige bis heute der Sparkasse Mittelmosel dankbar, die da-mals seiner Geschäftsidee vertraute und ihm mit dem nötigen Startkapital die Firmengrün-dung ermöglichte. Stölben: „Ein junger Unternehmensgründer braucht Leute, die seine Idee verstehen und mit vertreten. Ich hatte das Glück, diese zu finden.“

 

Das Vertrauen der Bank hat sich gelohnt, denn heute beschäftigt Stölben, nachdem er seinen Firmensitz über Pünderich auf den Zeller Barl verlegt hat, 20 Mitarbeiter: Diplom-Geologen, qualifizierte Mess- und Versuchstechniker und Bürokräfte halten die Firma in Gang. Genauso wichtig ist dem Unternehmer, dass die weltweit eingesetzten Mitarbeiter Fremdsprachen be-herrschen und dass sie sich stetig weiterbilden. Mit dem Bundesverband der Deutschen Bohr-unternehmen in der Baugrund-, Grundwasser- und Lagerstättenerkundung e.V. (BDBohr) setzt sich Stölben als Vorstandsvorsitzender für die Anerkennung eines Lehrberufs in der geo-technischen Erkundung ein. Derzeit können sich technisch vorgebildete Mitarbeiter bei der Deutschen Gesellschaft für Geotechnik e.V. (DGGT) in Lehrgängen zum geprüften Bohrgerä-teführer qualifizieren lassen.

 

Wichtig sind dem Firmenchef „offene Personalpolitik“ und ehrliche Gespräche mit den Mit-arbeitern, zum Beispiel, wenn es um die Arbeitsplätze oder Investitionen geht. „So haben wir alle, auch meine Partner, Werner Butzen und Peter Brendlin, auf einen Teil unseres Einkom-mens verzichtet, um Arbeitsplätze zu sichern“, betont Stölben. Überhaupt liegt ihm die Dar-stellung seiner Personal- und Unternehmenspolitik zunächst mehr am Herzen, als die Be-schreibung der technischen Abläufe seines Betriebes. Wenngleich diese Philosophie auch auf sicheren Untergrund baut: „Das Vertrauen, das sich Mitarbeiter und Unternehmensleitung entgegenbringen, ist die tragende Säule einer Firma.“ Und die gründet unter anderem auf ei-ner gesunden Mischung von Berufs- und Lebenserfahrung älterer Mitarbeiter und Strebsam-keit sowie Ideenreichtum junger Berufsanfänger. Stölben sagt auch: „Nur der ist eine Unter-nehmerpersönlichkeit, der die soziale Verpflichtung für Arbeitsplätze sieht.“

 

 

Hoch ist der wissenschaftliche Anspruch des Diplom-Geologen an sein Unternehmen, der nur von wenigen gleichartigen Firmen in Deutschland geteilt wird. Zwar ist die Technik des Boh-rens, zum Beispiel beim Brunnenbau uralt, aber Probenentnahmen mittels Bohrungen zur Er-kundung des Erduntergrunds sind relativ jung. „Das akademische Selbstverständnis steckt noch in den Kinderschuhen. Dabei ist die richtige Probenentnahme die Basis aller geowissen-schaftlichen Untersuchungen“, erklärt Stölben. Daher hat seine Firma im Laufe der Jahre eine international anerkannte Technologie entwickelt, die in vielen Bereichen gefragt und einsetz-bar ist. Die Erkenntnisse der Probenentnahme, der Feldversuche, der Sondierungen und Mes-sungen sind Grundlage für die Sicherheit und die Gebrauchstauglichkeit eines Bauwerks oder für dessen Kosten.

 

Auf das Fachwissen der Zeller Firma setzen auch Staatsanwaltschaften bei Gutachten und Beweissicherungsmaßnahmen, zum Beispiel zur Aufklärung von illegalen Ablagerungen von Sondermüll oder nach einem Bergrutsch. Eng arbeitet die Firma Stölben zum Beispiel mit der Technischen Universität Darmstadt sowie der Gutenberg Universität Mainz zusammen, und sie liefert das technische Know how für die paläoklimatische Forschung in den Trockenmaa-ren der Eifel. Die zahlreichen Publikationen von Ferdinand Stölben sind anerkannte wissen-schaftliche Arbeiten in der Fachwelt. Seit 1995 spielt der Geologe und Unternehmer Stölben eine wichtige Rolle bei der Mitarbeit in diversen Gremien des DIN Deutsches Institut für Normung e.V. sowie deren europäischen und internationalen Schwesterorganisationen (CEN und ISO), um weltweit übereinstimmende anerkannte technische Regeln zur geotechnischen Erkundung und Untersuchung zu entwickeln, die von allen Ländern getragen werden können.

 



Author:
By: Rhein-Zeitung / Von Brigitte Meier
22.02.2006 16:57

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